Liebe Freund*innen und Unterstützer*innen,

wir wünschen allen ein gutes neues Jahr und vor allem Leidenschaft im Einsatz für eine Politik und Gesellschaft des Miteinander, der Durchsetzung der Menschenrechte und der internationalen Solidarität — und vor allem Zuversicht angesichts vielfältiger Herausforderungen. Auch im neuen Jahr mischen sich positive Meldungen mit traurigen Entwicklungen.

46 Jahre hinter Gitter: „I Am in Hell“ — Soliaktionen für Leonard Peltierlink

Am 6. Februar jährt sich die Inhaftierung von Leonard Peltier zum 46. Mal. Der Aktivist ist wohl einer der bekanntesten politischen Gefangenen in den USA. Inhaftierung, Anklage und Haft sind Ausdruck politischer Willkür eines Systems, das noch immer die Rechte indigener Völker missachtet. Seit Jahrzehnten setzen sich Menschen in aller Welt für Leonard Peltier ein — noch letztes Jahr forderten der jüngst verstorbene Präsident des EU-Parlaments, David Sassoli, Dutzende Kongressmitglieder und selbst der damalige Staatsanwalt James Reynolds, der dabei geholfen hatte, Leonard Peltier hinter Gitter zu bringen, seine Freilassung.

Erst dieser Tage wandte sich Leonard Peltier an die Öffentlichkeit um Hilfe. „I’m in Hell“, lautete sein Hilferuf, mit dem er die Zustände im Coleman Gefängnis in Florida kritisierte. Der 77-Jährige ist schwerkrank und die Situation angesichts der Corona-Pandemie im Gefängnis lebensbedrohlich.

Mahnwache in Münchenlink

Weltweit finden zum Jahrestag seiner Inhaftierung Mahnwachen und Protestkundgebungen statt. AGIM veranstaltet am 07.02.2022 um 16:00 Uhr eine einstündige Mahnwache vor dem US-Konsulat in München und lädt alle Aktivist*innen zur Teilnahme ein.

Erstmals Indigene an der Spitze des Smithsonianlink

Cynthia Chavez Lamar ist die erste indigene Frau, die im Januar 2022 zur Direktorin des bedeutenden Smithsonian Museumlink-external ernannt wurde und der damit sowohl die Leitung des National Museum oft he American Indian in Washington D.C. wie auch des George Gustav Heye Center in New York und des Cultural Resources Center in Suitland, Maryland, übertragen wurde. Chavez Lamar ist eingetragenes Mitglied des San Felipe Pueblo und stammt mütterlicherseits zudem von Hopi, Tewa und Dineh ab. Nach Richard West (Souhern Cheyenne) und Kevin Governor (Pawnee) ist sie erst die dritte Indigene an der Spitze des Museumszusammenschlusses, das mit dem NMAI über eine der größten Sammlungen indigener Exponate weltweit verfügt. Bereits seit den frühen 2000er Jahren war sie wiederholt als Kuratorin für die Museen tätig. Angesichts der Forderungen nach einer „Entkolonialisierung der Museen“ ruhen große Hoffnungen und Erwartungen auf Chavez Lamar.

Abschied von Clyde Bellecourt (1936-2022)link

Anfang Januar starb der letzte der Gründer des American Indian Movement. 1968 hatten Clyde Bellecourt (Anishinabe, White Earth Indian Reservation), Dennis Banks, Eddie Benton-Banai und George Mitchell die Bewegung in Minneapolis ins Leben gerufen, welche vor allem in den 1970er Jahren mit der Besetzung von Wounded Knee und zahlreichen weiteren Aktionen für Schlagzeilen sorgten und den indigenen Aktivismus nachhaltig beeinflussten. Clyde Bellecourt war nicht nur an den wesentlichen Aktionen damals beteiligt (u.a. Trail of Broken Treaties, Besetzung des BIA in Washington), sondern trug auch zu einer Erneuerung und wachsendem Selbstbewusstsein der Indigenen bei, u.a. durch die Gründung der Earth Heart Survival School. Als Teilnehmer des Widerstands gegen die DAPL in Standing Rock 2016 zeigte er sich zuversichtlich, dass auch die jüngeren Generationen den Kampf um die indigenen Rechte weitertragen werden. Ein ausführlicher Nachruf erscheint in der nächsten Ausgabe unseres Magazins Coyote.

Neuer Gräberfund in Kanadalink

Nach den erschütternden Entdeckungen von über 1.000 Gräbern im Umfeld der Residential Schools in Kanada im letzten Jahr, kann es kaum überraschen, dass nun erneut Grabstätten von mindestens 50 Kindern auf dem Grund der St. Joseph’s Mission Residential School in British Columbia gefunden wurden. Über ein Jahrhundert mussten 150.000 indigene Kinder zwangsweise die Internate besuchen, die sie ihrer Kultur und Identität berauben sollten, um sie in die weiße Mehrheitsgesellschaft zu integrieren. Tausende starben an Hunger, Krankheiten, Missbrauch und Gewalt. Auch die Williams Lake First Nation zählte zu den Opfern, deren Kinder in die St. Joseph School geschickt wurden, die von 1891 bis 1981 von katholischen Missionaren geleitet wurde. Seit Jahrzehnten kämpfen die Indigenen um Gerechtigkeit für den Jahrzehnte langen (sexuellen) Missbrauch durch den Klerus und um Strafverfolgung der Täter. Auf eine Entschuldigung des Papstes warten sie bis heute vergeblich.

Unterstützung für Wet’suwet’enlink

Die Wet’suwet’en wehren sich seit Jahren gegen die Coastal GasLink Pipeline auf ihrem traditionellen Territorium in British Columbia. Seit der Errichtung der Blockaden und der Widerstandscamps wurden sie immer wieder Opfer brutaler Übergriffe durch die RCMP, die auch nicht vor Verhaftungen der Indigenen und sogar Journalist*innen zurückschreckt, wie jüngst im November 2021. Sowohl die kanadische Regierung als auch Pipeline-Betreiber TC Energy missachten die traditionellen Landrechte, obwohl sie wiederholt vor Gericht bestätigt wurden.

Nach der Aktionswoche im vergangenen Dezember bitten uns die Indigenen erneut um Unterstützung – um weitere gewalttätige Übergriffe durch die RCMP zu verhindern und ihrem Appell an die Vereinten Nationen zur Einleitung eines „Urgent Action Early Warning“-Verfahrens mehr Gewicht zu verleihen.

Die Organisation Lakota Law warnt vor einem nächsten „Standing Rock in Kanada“ und hat eine Online-Petitionlink-external eingerichtet: https://action.lakotalaw.org/action/cgl-un.link-external Wir bitten alle, sich an dieser Unterstützungskampagne zu beteiligen.

Wir danken für Eure Unterstützung.

In Solidarität mit dem Selbstbestimmungsrecht der indigenen Völker!

Herzliche Grüße
Monika Seiller
Aktionsgruppe Indianer & Menschenrechte e.V.
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Aktionsgruppe Indianer & Menschenrechte e.V. (AGIM) ist ein gemeinnütziger Verein (gegr. 1986) zur Unterstützung der Rechte der indigenen Völker Nordamerikas und Herausgeberin des Magazins COYOTE.

AGIM e.V. (Action Group for Indigenous and Human Rights, est. 1986) is a non-profit human rights organization dedicated to supporting the right to self-determination of Indigenous peoples in North America. We publish a quarterly magazine COYOTE.

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