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Wassernutzungsrechte in Arizona im Umbruch

Mögliches Ende des Mohave-Kohlekraftwerks und der Black Mesa Mine
von Dionys Zink
(veröffentlicht 4/2004)

Dem Mohave Kohlekraftwerk in Nevada und der Black Mesa Mine in Arizona, die das veraltete Kraftwerk mit Brennstoff versorgt, droht Ende 2006 das vorläufige Aus. Neben den Zusagen des Stromversorgungsunternehmens Southern California Edison (SCE), die Anlage zur Modernisierung vom Netz zu nehmen, wird den Betreibern künftig möglicherweise das Wasser für den Betrieb der Zulieferungspipeline fehlen.

Das Kohlekraftwerk und die Black-Mesa-Mine waren für viele Dineh und ihre Unterstützer Teile der Interessenkoalition, die für die größte Umsiedlungsaktion von Indianern im 20. Jahrhundert verantwortlich waren. Die 35 Jahre alte Mohave Generating Station ist eine der größten Energie- Dreckschleudern im gesamten Südwesten der USA. Die für ihren Betrieb benötigte Kohle stammt von der Black Mesa. Der Abbau des Brennstoffs war nur sinnvoll, solange eine in der Halbwüste geradezu absurde Transporteinrichtung genutzt werden konnte, die sogenannte „Slurry Pipeline“. Die abgebaute Kohle wurde mit Wasser vermischt und auf einem 270 Meilen langen Weg zwischen Black Mesa und dem Kraftwerk durch eine Rohrleitung gepumpt.

Was als innovative, energiesparende Technik gefeiert wurde, strapazierte die Wasservorkommen der Region derartig, dass im weiten Umkreis der Grundwasserspiegel dramatisch absank. Be-sonders empörend war dabei, dass vor allem Dineh in Teilen des gemeinsam mit ihren Hopi-Nachbarn genutzten Gebiets keinen Anschluss an ein Wasserversorgungsnetz hatten, während täglich tausende Kubikmeter Wasser ihr Land verließen, um den Energiehunger der Großstädte Phoenix, Los Angeles und Las Vegas zu befriedigen. Dem haben die Stammesverwaltungen der Navajo und Hopi einen Riegel vorgeschoben.

Ab Ende 2005 müssen die derzeit acht Wasserförderstellen stillgelegt werden, um weitere Schäden zu vermeiden. Vor allem die Hopi befürchten, dass die Wasserentnahme heilige Quellen zum versiegen bringen könnte. Die Navajo wollen vor allem den Kohleabbau an der Black Mesa stoppen, weil Orte von lokaler heiliger Bedeutung gefährdet sind. Hinzu kommt noch, dass sich die Navajo Nation von Peabody übervorteilt sieht und die Bergbaufirma auf 600 Millionen Dollar Schadenersatz verklagt hat, eine Summe, die sich nach Ansicht von Experten im Zuge des Gerichtsverfahrens auch noch verdreifachen könnte.

Der Konzern SCE verzichtete auf eine wichtige Untersuchung zur Erschließung weiterer Grundwasserschichten in der Region. Die anderen Teilhaber des Kraftwerks, darunter auch der Stamm der Navajo (Navajo Nation), die USA vertreten Dem Mohave Kohlekraftwerk in Nevada und der Black Mesa Mine in Arizona, die das veraltete Kraftwerk mit Brennstoff versorgt, droht Ende 2006 das vorläufige Aus. Neben den Zusagen des Stromversorgungsunternehmens Southern California Edison (SCE), die Anlage zur Modernisierung vom Netz zu nehmen, wird den Betreibern künftig möglicherweise das Wasser für den Betrieb der Zulieferungspipeline fehlen. Mögliches Ende des Mohave-Kohlekraftwerks und der Black Mesa Mine Wassernutzungsrechte in Arizona im Umbruch durch das Innenministerium und der Hopi Tribe versuchen in Verhandlungen, die Wiederaufnahme der Wassererschließung zu erreichen. Gelänge ihnen dies, könnten Kohlebergbau und –kraftwerk noch eine Zukunft haben. Ein hohes Interesse am Erfolg dieser Verhandlungen hat vor allem der Minenbetreiber Peabody Coal Co., dessen Förderung ohne den Wassertransport eingestellt werden müsste.

Für den Fall des weiteren Betriebs würde Peabody den Kohleabbau steigern und die Leitungskapazität mit einer neuen Pipeline sogar erhöhen. Derzeit wird für den flüssigen Kohletransport jährlich eine Menge von 5,5 Millionen Kubikmetern Wasser benötigt. Sollte es zur Ausweitung der Peabody-Operationen kommen, würde die Menge auf 7,4 Millionen Kubikmeter erhöht. Der Ausbau und die Modernisierung der Anlagen würde etwa eine Mrd. Dollar kosten. Wenn es nicht dazu kommt, würden in der Region etwa 600 gut bezahlte Arbeitsplätze vor allem in Kingman und Bullhead City außerhalb der eigentlichen indianischen Gebiete und Reservate verloren gehen.

Für die Stammesregierungen der Hopi und Navajo-Indianer ist die Situation höchst problematisch. Zum einen sind nicht wenige Indianer beispielsweise in der Black Mesa Mine beschäftigt und zweitens ist auch der Verkauf des Wassers an Peabody ein lukratives Geschäft. Die Firma zahlt weniger als einen Dollar pro Kubikmeter Wasser an die Indianer. Die Hopi- Stammesregierung finanziert sich zu einem Drittel aus den Einnahmen des Peabody- Geschäfts. Andererseits sehen nunmehr endlich auch die Stammesregierungen ein, dass die Geschäftemacherei der 70er Jahre, als sich die offiziellen Stammespolitiker den Energiefirmen in die Arme warfen, keinesfalls so ausgezahlt hat, wie es erwartet worden war. Wie so oft bei diesen Geschäften floss zwar Geld, aber zu wenig und heute machen sich die ökologischen und kulturellen Schäden bemerkbar, die der Raubbau verursacht hat.

Peabody betreibt mit der größeren Kayenta Mine noch einen weiteren Kohleabbau, der vor allem die Navajo Power Plant am Lake Powell beliefert. Hier erfolgt der Transport allerdings auf dem Schienenweg. Jährlich gibt Peabody angeblich etwa 100 Mio Dollar in der Region aus. Für den Ausbau ist geplant den „N“-Aquifer, eine weitere grundwasserführende Schicht anzuzapfen. Insgesamt sollen daraus für Bergbau und die Versorgung der Bevölkerung etwa 14,5 Mio. m3 entnommen werden. Die Regenerationsrate liegt je nach Niederschlagsmenge deutlich darunter, in feuchten Jahren auch darüber. Bei den global abnehmenden Niederschlägen in Trockengebieten könnte eine längere Dürreperiode rasch zur Austrockung auch der neu zu erschließenden Wasservorkommen führen.

Während die Zukunft der Wassernutzung auf dem Colorado-Plateau im Land der Hopi und Navajo weiter ungewiss ist, sorgt ein neues US-Bundesgesetz für eine Klärung der Wasserrechtsansprüche im Süden des Bundesstaats Arizona. Praktisch die Hälfte des Wassers des Colorado River wurde den Tohono O’odham und den Gila River Indians zugesprochen, die ihrerseits diese Wasserkapazitäten an ewig durstige Städte wie Phoenix und Tucson verpachten können.

Genau dies aber rief bereits Kritiker auf den Plan. Es dürfe nicht sein, dass die Indianer das Bevölkerungswachstum der Städte über den Wasserhahn kontrollierten. Die Reaktion ist typisch für die weiße Bevölkerung im Süden Arizonas: statt über den eigenen exzessiven Wasserverbrauch zur Beregnung von Grünanlagen, zur Bewässerung von Baumwollfeldern und für den Betrieb von Swimming Pools nachzudenken, wird behauptet, den Indianern wären exzessive Sonderrechte eingeräumt worden. Weiterhin ungeklärt bleiben jedoch die Ansprüche, welche im Norden die Navajo- und Hopi-Stammesregierungen auf einen Teil des Colorado-Wassers erheben.

Durch mehrmalige Nutzung vor allem in der Landwirtschaft ist das Wasser des Colorado im Unterlauf so belastet, dass die USA eine eigene Entsalzungsanlage bauen mussten, um die vertraglichen Verpflichtungen gegenüber Mexiko einzuhalten. Der südliche Nachbar könnte sonst das versalzene Wasser nicht mehr nutzen.

Erstellt von oliver. Letzte Änderung: Donnerstag, 13. Februar 2020 10:59:48 CET von oliver. (Version 1)