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Tony Hillerman: Die Spur des Adlers

Image Tony Hillermans pensionierter Cop

Tony Hillermans Navajo-Cops sind zurück, oder wenigstens fast. In dem neuen Roman “Die Spur des Adlers” (im Original: “The First Eagle”) ist Lieutenant Joe Leaphorn mittlerweile zum Ruheständler mutiert und sein Nachfolger heißt Jim Chee. Mit dieser neuen Geschichte, die zahlreiche Anspielungen und Bezüge zu den früheren Kriminalromanen mit Schauplatz Southwest zu bieten hat, dürfte Tony Hillerman seiner treuen Leserschaft einmal mehr ein spannendes Lesevergnügen bereiten. Auf dreizehn Bände sind die Geschichten aus dem amerikanischen Südwesten mittlerweile angewachsen. Hillerman hat inzwischen zahllose Nachahmer gefunden. Kritiker sprechen deshalb von einem einem neuen Genre innerhalb der amerikanischen Krimi-Szene, das den Schauplatz Südwesten zum “Mitspieler” der Handlung macht.

Sympathisch ist an den Krimis Hillermans vor allem, dass ihre Helden eben keine alterslosen Supermänner ohne Furcht und Tadel sind, sondern tatsächlich so etwas wie eine plausibel konstruierte und zusammenhängende Biographie über die lange Serie der Romane entwickelt wird.
Hintergrund der Handlung ist diesmal die mysteriöse Reihe von Hantavirus-Infektionen, die sich im Sommer 1997 im Navajo-Reservat und seinem Umfeld ereignet hat. Der seltene Virus wird von Präriehunden und anderen Nagetieren übertragen. Kommt die Infektion beim Menschen zum Ausbruch, endet sie nicht selten tödlich. Der pensonierte Navajo-Polizist Joe Leaphorn ist einer verschwundenen Biologin auf der Spur, während Jim Chee den Mord an einem Kollegen aufzuklären versucht. Selbstverständlich laufen sich die beiden bei der Lösung ihrer Aufgabe über den Weg…
Auch die unglücklichen Liebesgeschichten zwischen Jim Chee und seiner Herz-Dame Janet Pete, der Anwältin, finden eine Fortsetzung, wenn auch in typischer Hillerman-Manier. Weitere altbekannte Typen, wie der Trading Post Besitzer McGinnis „spielen“ wieder mit. Doch auch hier wird darauf Wert gelegt, die seit den ersten Kriminalfällen vergangene Zeit mit ins Spiel zu bringen.

Keine Frage, Hillerman-Krimis sind mittlerweile zu einem Markenartikel geworden. Da stellt sich natürlich auch die Frage, ob sich die “Masche” nicht irgendwann totläuft. Doch gute Unterhaltung, die zugleich einen höheren Anspruch erfüllen kann ist ohnehin so rar, dass die Abnutzungserscheinungen serieller Literatur demgegenüber weniger ins Gewicht fallen dürften.

AGIM ist jedenfalls dazu übergegangen, Hillermans Kriminalromane als Lektüre zur Vorbereitung für Recherchefahrten oder auch Urlaubsreisen in den Südwesten der USA zu empfehlen. Dennoch sollte man in diesem Fall die Entstehungszeit der Texte mit in Betracht ziehen. Die ersten Krimis um Leaphorn und Chee entstanden in den siebziger Jahren und die Verhältnisse im Navajo-Reservat haben sich seither durchaus verändert. Hillerman ist über die Jahre ein genauer und interessierter Beobachter dieses größten Indianerreservats der USA geblieben, diesen Eindruck bestätigt auch sein neuer Roman.

Inzwischen dürften die Übersetzer bei Rowohlt schon an einem weiteren Hillerman-Roman arbeiten, der in den USA kürzlich unter dem Titel “Hunting Badger” erschienen ist. Für Nachschub ist also anscheinend gesorgt.

Hillerman, T., “Die Spur des Adlers”, ist bei Rowohlt als Taschenbuch mit 317 Seiten erschienen und kostet DM 14,90.

Erstellt von dionys. Letzte Änderung: Freitag, 17. Januar 2020 10:28:22 CET von oliver. (Version 4)