von Dionys Zink
((veröffentlicht 3/2003)
Die Dene gehören zur Sprachgruppe der Athabasken, die man gemeinhin als die letzte indianische Einwanderungswelle über die Beringstraße nach Nordamerika betrachtet. Archäologische Forschungen belegen aber, dass sie mindestens seit 7000 Jahren in Nordamerika ansässig sind. Unklar ist, ob diese Einwanderer ihre kulturellen Merkmale aus Asien mitgebracht haben, oder ob diese sich erst in Nordamerika entwickelten.Vieles davon wird auch in Europa als typisch indianisch angesehen: z.B. Schneeschuhe, Mokkassins, der Toboggan genannte Schlitten und auch ihre Zeltform. Andererseits sind ähnliche Formen auch in Sibirien beheimatet.
Als Athabasken sind die Dene Verwandte der größten indianischen Nation Nordamerikas, der Navajo Nation, die sich in ihrer eigenen Sprache Dineh Nation nennt. Alte Erzählungen der Dene, die sicher auf die Zeit vor der Ausbreitung der Weißen zurückgehen, belegen, dass Dene zumindest gelegentlich weit in den Süden gereist und dort ihren Verwandten begegnet sind. Die Dene-Gruppen sind die indianischen Nationen, die am weitesten nördlich ansässig ist, ihre nächsten Nachbarn sind die Inuit Alaskas und des arktischen Kanada. Zusammen mit den Algonkin-Völkern bewohnen sie die nördlichen Bereich der nordamerikanischen Taiga und den Übergangssaum zur Tundra.
Bis ins 20. Jahrhundert lebten viele Dene ohne feste Behausungen und zogen im Sommer in kleinen Familienverbänden weit in ihrem Land umher. Für viele Gruppen waren jahreszeitlichen Wanderungen der Karibus das zentrale Ereignis, um das sich das Leben organisierte. Daneben lieferte die Jagd auf Elch, Waldlandbüffel und Moschusochsen eine wichtige Ergänzung des Nahrungsspektrums. Anders als die hochspezialisierte Kultur der Inuit an den arktischen Küsten, waren (und sind) die Dene eher Minimalisten, die mit wenigen und einfachen Mitteln das Überleben ihrer Kultur bis in die Gegenwart sichern konnten. Ein wesentlicher Schutz für die Dene vor dem Zugriff der „Weißen Männer“ auf Land und Ressourcen, war bis in die jüngste Vergangenheit das nicht anders als brutal zu nennende Klima, mit winterlichen Temperaturen deutlich unter 40°C und kurzen Sommern, in denen Moskitos und Fliegen den ungeschützten Aufenthalt im Freien nur bei stärkerem Wind erträglich sein lassen.
Nach dem Kontakt mit den Weißen entwickelte sich auch bei den Dene die Pelztierfallenjagd, die heute noch einen wichtigen Erwerbszweig darstellt. Mit der Anbindung an die europäisch- amerikanische Wirtschaft, gerieten die Dene in Abhängigkeiten, die sich recht unterschiedlich auswirkten. Zum einen konnten die Dene erst im 20. Jahrhundert ihre Nahrungsversorgung vollständig sichern, bezahlten aber für den engeren und regelmäßigen Kontakt mit den Weißen mit Tausenden von Menschenleben, weil sie besonders anfällig für Influenza, Masern und andere Infektionskrankheiten waren, die von Weißen eingeschleppt wurden.
Ein Kapitel für sich sind die Folgen des Uran-Abbaus in den Northwest Territories. Im Zuge des Manhattan Projects der 40er Jahre, den Arbeiten an den ersten Atombomben, arbeiteten sowohl Dene in den Northwest Territories als auch die Dineh, ihre entfernten Verwandten in New Mexico in der Uranförderung. Ähnlich wie die Dineh waren die Dene der radioaktiven Strahlung und der Vergiftung durch Uranerz völlig ungeschützt ausgesetzt, so dass viele ehemalige Minenarbeiter an Krebserkrankungen starben.
In diese Zeit fällt auch die Gründung von Dauersiedlung der Dogrib Dene, die über Yellowknife auch Zugang zu medizinischer Versorgung erhielten. Seit 1959 ist die Hauptsiedlung der Dogrib Rae-Edzo mit etwa 1.800 Einwohnern an das Stromnetz und den Mackenzie Highway angeschlossen. Die Sprachfamilie der Dene gliedert sich in zahlreiche lokale oder regionale Gruppen, von denen die Slave, Chipwyan, Dogrib und Hare am bekanntesten sein dürften.
Heute leben die Dogrib-Dene in vier Gemeinden Behcho Ko (Rae-Edzo), Wha Ti (Lac La Martre, Gameti (Rae Lakes) und Wekweti (Snare Lake) innerhalb der North Slave Region des Northwest Territory. Einige der Siedlungen sind auch heute nur aus der Luft oder über Winterfahrbahnen auf zugefrorenen Seen und Flüssen erreichbar. Das Verhältnis zu ihren Nachbarn und Verwandten von den Yelloknives Dene in der Territorialhauptstadt Yellowknife und der Siedlung Dettah war in den letzten Jahren eher gespannt, weil es konkurriende Landrechtsansprüche gab.
Wirtschaftlich sind die Dogrib vergleichsweise erfolgreich. In den vergangenen Jahren gründeten sie ein ganzes Netzwerk von eigenen Unternehmen, vom Einzelhandelsgeschäft über Bauunternehmen zu Feuerbekämpfungsmannschaften. Mehr als 10% der Einwohner ihres Gebiets arbeiten damit direkt in Dogrib-Unternehmen. Die Dogrib sind ihrer Ansicht nach die ersten Indianer, die ihr eigenes Wasserkraftwerk betreiben. Das Snare River Kraftwerk hat eine Leistung von 4,3 MW und liefert 7% des in den NWT verbrauchten Stroms.