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Jim Pepper Remembered

Jim Pepper 1983 (Portrait by Gert Chesi) (Nie) zu spät: Jim Pepper Remembered
gehört von Dionys Zink

Es gibt „Jazzperten“, die sicher berufener sind, etwas über Jim Pepper zu schreiben. Und intensiv gehört hat der Verfasser eigentlich nur eine CD des Sängers und Saxophonisten, der von Creek und Kaw-Indianern in Oklahoma abstammte. Pepper verbrachte lange Jahre in Österreich, nicht zuletzt deshalb, weil es ihm erging, wie so manchem Jazzmusiker, der in Europa mehr Anerkennung fand, als in dem Land, das gemeinhin als Ursprungsland des Jazz gilt. Pepper war öfter auch in München zu Gast, für den Coyote und seine Leser ist es leider zu spät, ihn kennenzulernen, denn Pepper starb 1993.

Freunde produzierten im folgenden Jahr ein Erinnerungsalbum. Remembrance, so der Titel der Live-Aufnahme enthält Stücke vom Internationalen Jazzfestival in Münster am 19. Mai 1990. Und obwohl der Verfasser nun doch eher zur Rock`n’Roll Fraktion zu rechnen ist: Schade, das hätte man doch gern „Live“ gehört, wie Pepper und seine Band Pow Wow traditionelle Lieder und Jazzdrive miteinander verbinden.

Die Folge der insgesamt elf Aufnahmen der CD eröffnen „No War Dance“ und „Going Down to Muskogee“, zwei mit „A capella-Echo“ gesungene Stücke, die das Thema indianische Identität bereits im Titel tragen, das Thema, welches die gedankliche Achse in der letzten Phase von Jim Peppers künstlerischer Arbeit gewesen sein muss.

Experimenteller dann die anschließende Nummer: „Commander G.A. Custer Git the Buzz“ mit dem sich die Band warmlaufen zu scheint zum ersten Höhepunkt dieser CD, „Trapeze“ in dem sich auch die langjährigen Mitmusiker Peppers als entsprechend routinierte Band erweisen (Gitarre: Bill Bickford, Bass: Ed Schuller und Drums: John Betsch). Es folgen „Love Chant For a Lakota Lady“ und „Legacy of the Flying Eagle“, ein Medley erneut mit traditionellen Songs. Letzteres dürfte Sandy „Mojo“ Fischer auch zur Gestaltung des CD-Covers angeregt haben.

Jim Pepper musikalisch festzulegen, soll den obengenannten Experten überlassen bleiben, um die Klangwelten zu genießen und zu (er-)hören, braucht es die Schubladen nicht. Wichtig ist nur, dass Jazz und traditionelle Liedstrukturen eine eigene Mischung ergeben, die teilweise so nahtlos gefügt ist, dass man sich wundert, dass es dergleichen nicht auch schon von anderen Musikern gibt. Peppers Saxophon hat eine ganz eigene Qualität oder einen Sound, welche dem unbedarften Hörer ansonsten eher bei bestimmten Rockgitarristen (Carlos Santana, Neil Young oder Eric Clapton) im Ohr hängenbleiben. Wer dem Tenorsaxophonisten einmal wirklich zugehört hat, wird diesen Klang wiedererkennen.

Den Schluss bildet das posthum als „Visions of a Native American“ betitelte Medley. Es stellt auch das musikalische Vermächtnis des Jim Pepper dar, eine Nummer, die im Lauf der Tour, zu der auch das Konzert zu zählen ist, immer elaborierter wurde, und von der seine Freunde später sagen würden: Er spielte um sein Leben.

Im beiliegenden Booklet versammeln Freunde des Musikers Erinnerungsbruchstücke an Jim Pepper. Das Mosaik an Reminiszenzen macht auch für Außenstehende sichtbar, welchen sympathischen und gleichzeitig verwirrenden Eindruck Pepper auf seine Umgebung gemacht haben muss. Für manchen, erkennt man mit Bedauern an, ist es zu spät, für eine Vorstellung dieser CD im Coyote nicht: Eine Empfehlung für Musikhörer jenseits von Ethnopop-Geschwurbel.

‘Jim Pepper, Remembrance, ist 1994 bei Tutu Records mit der Nummer 888 152 erschienen und in ausgewiesenen Fachgeschäften mit einer gut sortierten Jazz-Abteilung erhältlich.
Illustrationen CD-Cover und Photo von Jim Pepper (Booklet)”

Erstellt von dionys. Letzte Änderung: Dienstag, 4. Februar 2020 17:28:42 CET von oliver. (Version 6)