Die Welt der ersten Amerikaner von A-Z auf nur 205 Seiten?
geblättert, gelesen und benutzt von Dionys Zink
(veröffentlicht 1/2002)
Warum ist es besser der US-Kavallerie in die Hände zu fallen, als einem Anthropologen? Der Kampf mit den Blauröcken führt in die ewigen Jagdgründe, im anderen Fall kommst du in eine Bibliothek. Alte indianische Weisheit.
Indianerlexika gibt es mehrere. Keines hat bisher die Coyote-Redaktion überzeugen können, zu aufdringlich wurde da behauptet, dass alles Wissenswerte in den betreffenden Nachschlagewerken zu finden sei. So mancher Eintrag stellte sich dann bei näherer Überprüfung als falsch abgeschrieben heraus.
Frederik Hetmann dagegen ist den Coyote-Machern eine vertraute Autorität, was die Ureinwohner Amerikas betrifft. Ein Indianerlexikon von Frederik Hetmann können wir also nicht übergehen. Als wir das Rezensionsexemplar in den Händen hielten, waren wir dann aber doch verblüfft: Wie kann das funktionieren, die Welt der ersten Amerikaner von A-Z auf nur 205 Seiten darzustellen?
Soviel sei gleich vorab verraten - es geht schon, wenn man das Vorwort aufmerksam liest: „Ohne den Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben, ist dies meines Wissens der erste Versuch in deutscher Sprache, ein Lexikon der Mythen und Rituale der Native Americans (Indianer Nordamerikas) zu erstellen.“ (Frederik Hetmann) Genau diesen Zweck erfüllt der schmale Band, der in kurzen Artikeln knapp über die zentralen Elemente indianischer Kulturen informiert, ohne esoterisches Brimborium zu verbreiten. Einmal mehr bestätigt sich, dass indianische Mythen und Zeremonien nur scheinbar hermetisch verschlüsselte Konzepte enthalten, sich jedoch auf spezifische Weise mit Fragen befassen, die letztlich alle Menschen zu allen Zeiten zu lösen versucht haben.
Ergänzende Einträge zu den großen indianischen Kulturkreisen und bedeutenden Persönlichkeiten der indianischen Geschichte, Politik und Literatur vervollständigen das „Begriffs- Netz“, mit dem sich auch ein weniger Kundiger an eine vertiefte Recherche mittels der ebenfalls reichhaltig angegebenen Literatur wagen kann. So betrachtet schlägt dieses Neues Nachschlagewerk: Die Welt der ersten Amerikaner von A-Z auf nur 205 Seiten? Buch eine Brücke zwischen anthropologischer Fachliteratur und interessiertem Leser. Tatsächlich berührt Hetmann damit ein in Deutschland ernsthaftes Vermittlungsproblem. Es existiert zwar eine umfangreiche populäre Indianerliteratur in Deutschland, vieles gelangt aber über das inhaltliche Niveau anspruchsvoller Kinder- und Jugendliteratur nicht hinaus. Relevante Indianerbücher für Erwachsene sind dagegen rar gesät. Und nicht immer reichen die Englischkenntnisse oder die Bibliotheksbestände aus, um auf eine präzise Frage auch eine Antwort zu finden, die zu weiterer Beschäftigung mit dem Gegenstand des Interesses anregt.
Hetmann ist sich dessen bewusst, dass dieses mythologische Glossar nur ein Anfang sein kann, eine Erweiterung wird als zukünftiges Projekt in einigen Jahren Aussicht gestellt.
Wir kündigen schon jetzt an, diese erweiterte Ausgabe rezensieren zu wollen. Hartnäckige Indianerunterstützer landen in jedem Fall in der Bibliothek, ein Griff nach dem Indianerlexikon sollte zu dem führen, was im englischen Sprachgebrauch „further reading“ genannt wird. Wir schlagen vor, dazu auch andere Werke Hetmanns heranzuziehen.
Frederik Hetmann, Das Indianerlexikon – Die Welt der ersten Amerikaner von A – Z ist im Verlag Königsfurt erschienen. Das mit zahlreichen Bildern und Karten ausgestattete Taschenbuch umfasst 205 Seiten und kostet.