Liebe Freund*innen und Unterstützer*innen,

angesichts der aktuellen Situation in der Ukraine, dürfen wir nicht nachlassen, unser ganzes Engagement für den Frieden einzusetzen.

Auf die Straße für Frieden und Abrüstunglink

Militärische Aufrüstung ist kein Weg zum Frieden, sondern verschärft nur die Konfrontationen. Insbesondere die von Kanzler Olaf Schulz verkündete Investition von 100 Milliarden Euro für weitere Waffen und Aufrüstung der Bundeswehr ist ein Schritt in die falsche Richtung, denn mit dem Geld, das in vielen anderen wichtigen Bereichen dringend benötigt wird, werden auch nuklearwaffenfähige Systeme finanziert, die wir entschieden ablehnen. Noch immer lagern auf deutschem Boden Atomwaffen (Infos: www.atomwaffenrei.delink-external). Die Bundesregierung hat den Atomwaffenverbotsvertrag (AVV) nicht unterzeichnet, sondern sich lediglich zu einem Beobachterstatus “durchringen” können, wenn die Vertragsstaaten sich am 21.-23. Juni 2022 in Wien treffen. Wir werden dieses Treffen mit Aktionen begleiten.

Doch zuvor rufen wir alle auf, sich den kommenden Ostermärschen zu beteiligen, die in allen Städten des Landes stattfinden (www.friedenskooperative.de). Lange Jahre wurden wir Friedensaktivist*innen fast belächelt, wenn wir Jahr für Jahr auf die Straße gingen, um uns für Frieden und Abrüstung zu engagieren. In diesen Tagen erfahren wir erneut, wie dringlich dieses Engagement ist. Auch indigene Organisationen wie Indigenous Environmental Network oder NDN Collective fordern uns auf, uns an Friedensaktionen zu beteiligen und sich einem neuen Militarismus in den Weg zu stellen.

Atom ist keine Lösunglink

Sowohl militärisch wie auch zivil ist die Nutzung der Atomkraft keine Lösung. Noch geben wir uns angesichts der EU-Taxonomie, die uns Atomkraft als „grüne Energie“ verkaufen will, nicht geschlagen. Nicht erst die jüngsten Bomben auf die Ruine von Tschernobyl rufen die Katastrophe vom 26. April 1986 in Erinnerung. Die Gefahren der Atomkraft sind nicht beherrschbar – das sollten wir längst alle begriffen haben. Aktivist*innen wenden sich nun erneut an die Abgeordneten des Europäischen Parlaments, um das Vorhaben noch zu stoppen. Mitte März forderten 101 Europa-Abgeordnete fast aller Fraktionen die EU-Kommission auf, den Entwurf zur Aufnahme von Gas und Atom als “grüne Energie” zurückzuziehen (www.ausgestrahlt.de).

Kein Import von Fracking-Gas!link

Angesichts der Verunsicherungen hinsichtlich der Energieversorgung scheint die Klimakatastrophe in den Hintergrund zu rücken. Verträge mit Katar oder Deals über Flüssiggas (LNG) aus den USA oder Kanada sind der falsche Weg, um sich den Herausforderungen des Klimawandels zu stellen. Am 28. März präsentierten die Organisationen Rainforest Action Network, BankTrack, Indigenous Environmental Network, Oil Change International, Reclaim Finance, Sierra Club, und urgewald ihren Bericht “Banking on Climate Chaos” (https://www.bankingonclimatechaos.org/). Bereits zum 13. Mal warnen die Organisationen vor der weiteren Nutzung fossiler Energie — insbesondere auch mit Folgen für die indigenen Völker. Vor allem Kanada hat die Investitionen in die Nutzung fossiler Energie noch verstärkt. So stiegen allein die Investitionen der Royal Bank of Canada, Bank of Montreal, TD, CICBC und Scotiabank im letzten Jahr um $61 Milliarden. Vor allem die Teersandgewinnung war dabei Nutznießer der Investitionen. Dass es sich dabei um Energiegewinnung auf indigenem Land handelt, ist für die Investoren kein Hinderungsgrund.

Wenn Deutschland nun verstärkt den Import von Fracking-Gas ins Auge fasst, machen wir uns mitschuldig an der der Zerstörung indigenen Landes und der Missachtung indigener Rechte.

Mehr als 340 Organisationen (darunter auch die Aktionsgruppe Indianer & Menschenrechte) haben daher die Regierung zum Ausstieg aus der Nutzung fossiler Energie aufgefordert, denn auch der jüngste Bericht des International Panel on Climate Change hat an den Auswirkungen der Nutzung fossiler Energie keinen Zweifel gelassen und fordert eine sofortige Umkehr in der Energiepolitik.

Bolsonaro erhält “Medal of Indigenous Merit”link

Ausgerechnet der brasilianische Präsident, der alles daransetzt, die Indigenen ihrer Landrechte zu berauben und ihr Land der aggressiven Ressourcenausbeutung zu opfern, wurde Mitte März von seiner eigenen Regierung mit der „Ehrenmedaille für die Durchsetzung indigener Rechte“ geehrt. Die Regierung des Präsidenten verhöhnt damit den Widerstand der Indigenen gegen die Ausbeutung ihres Landes und versucht sich in einer verachtenswerten Umschreibung der brasilianischen Geschichte. Erst im August letzten Jahres hatte das brasilianische Parlament auf Betreiben Bolsonaros ein weiteres Gesetz angenommen, das indigenes Land für die Ausbeutung öffnet (https://international.or.at/die-zerstoerung-brasiliens/). Indigene Aktivist*innen sprachen daher vielmehr von einer “Medaille für Völkermord an den Indigenen”.

Alanis Obomsawin in Berlin und Zürichlink

Nun endlich eine erfreuliche Mitteilung: Die “Grande Dame” des indigenen Dokumentarfilms kommt nach Deutschland und in die Schweiz. Den Auftakt macht die Ausstellung “The Children Have to Hear Another Story” im Haus der Kulturen der Welt in Berlin (www.hkw.de). Die Filmemacherin, die im August dieses Jahres ihren 90. Geburtstag feiert, wird sich dafür eigens am 02.04. in Berlin einer Podiumsdiskussion stellen und persönlich am 03.04. durch die Ausstellung (zu sehen bis 14.04.2022) führen, welche ihr künstlerisches Schaffen der letzten Jahrzehnte präsentiert. Die prominenteste indigene Filmemacherin Kanadas kann immerhin auf 50 Dokumentarfilme zurückblicken — und hat noch weitere Projekte vor.

Am 08.04. wird sie dann im Züricher Nonam zu Gast sein, um die Ausstellung „Waawiindamaw – Promise. Indigene Kunst und koloniale Verträge in Kanada“ zu eröffnen (www.nonam.ch). Am 09.04. ist in einer Matinee ihre Dokumentation „Trick or Treaty“ zu sehen. Die Ausstellung ist noch bis 18. September 2022 zu sehen. Wer nicht zu den Veranstaltungen reisen kann, sei auf die Webseite des National Filmboard of Canada(www.nfb.ca) verwiesen, das zahlreiche Dokumentationen von Alanis Obomsawin im kostenlosen Streaming präsentiert. Und natürlich wird der nächste Coyote ausführlich berichten.

Treffen der Indigenen mit dem Papstlink

Bereits in ihrem Erstlingswerk “Christmas at Moose Factory” (1971) hat sich Alanis Obomsawin mit dem Thema der Residential Schools auseinandergesetzt, das nach den Funden von Tausenden Kindergräbern im vergangenen Jahr erneute Aufmerksamkeit erfuhr. In diesen Internatsschulen waren die Kinder — 150.000 allein in Kanada — nicht nur Diskriminierung und Rassismus ausgesetzt, sondern auch dem sexuellen Missbrauch durch Nonnen und Priester. Ursprünglich hatte Papst Franziskus erklärt, im Dezember 2021 nach Kanada zu den Indigenen reisen zu wollen, doch dann machte der Vatikan eine Kehrtwende. Nun reisten rund 30 Indigene nach Rom, um den Papst in der letzten Märzwoche zu treffen — ein Affront, denn der Papst degradiert die Indigenen damit zu Bittstellern. Über das Ergebnis werden wir im nächsten Coyote berichten.

US-Regierung eliminiert den Begriff „Squaw“link

Und noch eine gute Meldung: Die US-Regierung hat verkündet, mehr als 600 Stätten umzubenennen, welche den diskriminierenden Begriff „Squaw“ im Namen tragen. Bereits im November 2021 hatte Innenministerin Deb Haaland die ersten Schritte in die Wege geleitet, um all jene Stätten aufzulisten, welche den diskriminierenden Begriff im Namen tragen, u.a. White Squaw Island in Maine oder Squaw Hollow in Oregon. All diese Orte sollen nun umbenannt werden — angesichts der erschreckend hohen Zahl von Morden an indigenen Frauen eine längst überfällige Maßnahme, um die Diskriminierung indigener Frauen zu überwinden.

Internationale Dekade der indigenen Sprachenlink

Namen sind mehr als nur Worte, und Sprache ist ein Teil der Identität. Nach Jahrzenten und Jahrhunderten der Diskriminierung und Auslöschung indigener Sprachen haben die Vereinten Nationen den Zeitraum 2022 - 2032 zur Internationalen Dekade der Indigenen Sprachen ausgerufen. Bereits 2019 wurde zum Internationalen Jahr der Indigenen Sprachen erklärt, doch die Völkergemeinschaft musste feststellen, dass es mehr Aufmerksamkeit bedarf, den indigenen Sprachen öffentliche Anerkennung und vor allem Förderung zu gewährleisten. Die Unesco wird daher die Dekade mit einem Festakt am 22. April eröffnen (https://idil2022-2032.org/).

In Solidarität mit dem Selbstbestimmungsrecht der Indigenen Völker

Herzliche Grüße

Monika Seiller
Aktionsgruppe Indianer & Menschenrechte e.V.
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Aktionsgruppe Indianer & Menschenrechte e.V. (AGIM) ist ein gemeinnütziger Verein (gegr. 1986) zur Unterstützung der Rechte der indigenen Völker Nordamerikas und Herausgeberin des Magazins COYOTE.

AGIM e.V. (Action Group for Indigenous and Human Rights, est. 1986) is a non-profit human rights organization dedicated to supporting the right to self-determination of Indigenous peoples in North America. We publish a quarterly magazine COYOTE.

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