Liebe Unterstützer*innen,

am 20. September wird in Kanada ein neues Parlament gewählt. Gleichgültig, ob Justin Trudeaus Liberale Partei erneut die Regierung stellen wird, oder die Konservativen unter Erin O‘Toole die Macht übernehmen, die Indigenen sehen sich gewaltigen Herausforderungen in der Durchsetzung ihrer Rechte ausgesetzt. Die Themen sind vielfältig — von der Ausbeutung ihres Landes, der Missachtung ihrer Rechte bis hin zu den jüngsten Schlagzeilen über die Gräberfunde indigener Opfer der Residential Schools.

Spendenaufruflink

Nachdem im Mai 2021 zunächst 215 Gräber auf dem Gebiet der ehemaligen Residential School in Kamloops entdeckt wurden, folgten rasch weitere Gräberfunde, welche das Ausmaß der Opfer dieses Völkermords verdeutlichen.

Doch der Schrecken dieses Systems reicht bis in die Gegenwart — und verlangt nach juristischer Aufarbeitung. Dies gilt insbesondere auch für den Missbrauch indigener Kinder durch die Priester der Residential Schools. Johannes Rivoire ist einer von ihnen.

Der katholische Priester der Ordensgemeinschaft der Oblaten war in den 1960er und 70er Jahren an mehreren Residential Schools in Nunavut im Norden Kanadas tätig, u.a. in Repulse Bay und Baker Lake, wo er zahlreiche Inuit-Kinder missbrauchte. Seit über zehn Jahren versuchen die Inuit, den Priester vor Gericht zu stellen. 2017 wurde ein internationaler Haftbefehl gegen ihn erlassen, doch Kanada stellte das Verfahren gegen ihn ein, nachdem Rivoire sich nach Frankreich geflüchtet hatte. Das kanadische Justizministerium weigert sich, Auskunft zu erteilen, ob jemals ein Auslieferungsantrag in Frankreich gestellt wurde.

Die Inuk-Abgeordnete Mumilaaq Qaqqaq, die für Nunavut im kanadischen Parlament sitzt, hat nun gemeinsam mit ihrem Parlamentskollegen Charlie Angus (NDP) eine neue Kampagne gestartet, um einen unabhängigen Sonderstaatsanwalt zu etablieren und die Täter vor Gericht zu bringen. Gemeinsam mit Piita Irniq, dem früheren Präsidenten der Keewatin Inuit Associationlink-external und einem Opfer von Rivoires Missbrauch, will sie nun im Oktober persönlich nach Frankreich reisen, um den Forderungen der Inuit Nachdruck zu verleihen. Auf Vermittlung unserer Partnerorganisation CSIA steht sie bereits in Kontakt mit dem “Survivors Network of those Abused by Priests (SNAP)”link-external und einem Anwalt, der ihren Kampf um Gerechtigkeit in Frankreich unterstützt. CSIAlink-external organisiert jedes Jahr im Oktober einen „Solidaritätstag“, bei dem auch Mumilaaq und Piita als Redner*innen eingeladen sind.

Wir bitten um Spenden, um die Reiskosten der beiden Inuit begleichen zu können. Die Kosten belaufen sich auf ca. 2.500 Euro.

Wir als Europäer*innen sollten uns der historischen Verantwortung stellen und unsere Solidarität mit den indigenen Opfern deutlich zum Ausdruck bringen. Wir selbst werden ebenfalls nach Paris reisen, um Mumilaqq unsere Unterstützung und Zusammenarbeit anzubieten (und hoffnungsvoll ein ausführliches Interview zu führen).

CSIA hat eine Crowdfunding-Plattform eingerichtet:
Comite de Solidarite avec les indiens des ameriques CSIA Nitassinanlink-external

Ihr könnt aber auch auf unser Konto (siehe unten) spenden und wir leiten die Spende weiter.

Denkmal für indigene Frauen statt Kolumbusstatuelink

Der Denkmalsturz, der vor allem in den USA zum Abriss zahlreicher Kolonialstatuen führte, hat längst auch andere Länder erreicht. So hat Mexico City bereits im vergangenen Jahr Kolumbus von Sockel geholt und verkündete nun, an seiner Stelle werde die Stadt ein Denkmal für indigene Frauen errichten. „Wir schulden es Ihnen“, erklärte der Bürgermeisterin der Millionenstadt, Claudia Sheinbaum. Das Denkmal soll nicht nur die indigenen Frauen ehren, sondern zugleich die Indigenen des Landes generell. „Sie sind Teil unseres Landes und unserer Geschichte.“ Das Denkmal soll nun am 12. Oktober, dem einstigen „Kolumbustag“ aufgestellt werden, der auch in den USA in zahlreichen Städten längst durch einen „Indigenous Day“, den Tag der Indigenen, ersetzt wurde.

Ein Denkmal für die indigenen Frauen setzt auch ein Zeichen gegen die Gewalt an indigenen Frauen, der jährlich Tausende in Mexico (Kanada und USA) zum Opfer fallen.

Indigene Frauen an der Spitzelink

Nicht nur als Denkmäler machen die Frauen von sich reden — in Kanada wurde im Juli 2021 mit Mary Simon (Inuk) die erste Indigene als Governor General und damit als Vertreterin der Queen, bekanntlich immer noch Staatsoberhaupt von Kanada, eingesetzt. Ebenfalls im Juli wurde mit RoseAnne Archibald (Taykwa Tagamou Nation) erstmals eine Frau an die Spitze der Assembly of First Nations (AFN) gewählt. Mit Führungspositionen hat sie bereits Erfahrung, denn sie war auch die erste weibliche Grand Chief der Nishnawbe Aski Nation (NAN)link-external und des Mushkegowuk Councillink-external. Schließlich wurde auch Michèle Audette (Innu), die frühere Präsidentin der Native Women’s Association of Canadalink-external, als erste Indigene in den kanadischen Senat berufen. Sie trug wesentlich dazu bei, das Thema der Gewalt an indigenen Frauen in die Öffentlichkeit zu bringen.

Rückschlag für Trans Mountain Pipelinelink

Die Divest-Kampagnen, mit denen den fossilen Energieprojekten der Geldhahn abgedreht werden soll, können einen neuen Erfolg verbuchen. Mit dem Unternehmen Chubb, dem weltweit größten Schadens- und Unfallversicherer, hat nun das 16. Versicherungsunternehmen sich von der Finanzierung der Trans Mountain Pipeline abgewandt. Die Pipeline, welche Teersande von Alberta an die kanadische Pazifikküste transportieren soll, wird seit langem von den Indigenen bekämpft, da sie nicht nur die Landrechte der Indigenen verletzt, sondern auch die Umwelt der sensiblen Region bedroht.

Aktionswoche 11.-15.Oktoberlink

Vom 11.-15. Oktober rufen die Indigenen zu einer Aktionswoche in Washington auf, doch auch wir – die wir noch immer nicht in die US reisen dürfen, können sie in ihrem Kampf gegen die fossile Energie unterstützen.

So haben heute in Seattle und anderen Großstädten der USA Aktivisten Banken besetzt, welche die Projekte finanzieren. Bei uns ist die Deutsche Bank sowohl am Trans Mountain wie auch an der Line 3 des kanadischen Unternehmens Enbridgelink-external beteiligt, gegen die sich die Indigenen in Minnesota mit zahlreicher prominenter Unterstützung zur Wehr setzen. Wer nicht gleich Banken besetzen will, kann aber z.B. ein Foto von sich mit einem Transparent „Stop the Pipeline“, „Fossil Free“, „People over Profit“ oder ähnlichen Aussagen (Kreativität ist gefragt) machen und auf den sozialen Medien posten.

In Solidarität mit den indigenen Völkern im Kampf um ihre Rechte

Monika Seiller
Aktionsgruppe Indianer & Menschenrechte e.V.
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Aktionsgruppe Indianer & Menschenrechte e.V. (AGIM) ist ein gemeinnütziger Verein (gegr. 1986) zur Unterstützung der Rechte der indigenen Völker Nordamerikas und Herausgeberin des Magazins COYOTE.

AGIM e.V. (Action Group for Indigenous and Human Rights, est. 1986) is a non-profit human rights organization dedicated to supporting the right to self-determination of Indigenous peoples in North America. We publish a quarterly magazine COYOTE.

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